DT550: Marie Curie

Physikern, Chemikerin und erste Nobelpreisträgerin

In dieser Episode beschäftigen wir uns mit der außergewöhnlichen Physikerin und Chemikerin Marie Curie. Ihr Name ist zu einem Symbol für weibliche Intellektuelle und Wissenschaftlerinnen geworden. Sie wird oft als eine der größten Wissenschaftlerinnen der Geschichte betrachtet.

Lebensgeschichte von Marie Curie

Marie Curie wurde am 7. November 1867 als Maria Skłodowska in Warschau, Polen, geboren. Ihre Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, hatte vier Geschwister, von denen sie die jüngste war. Sie zeigte früh ein Interesse an der Wissenschaft, was zu dieser Zeit für Frauen ungewöhnlich war.

Marie Curie ging 1891 nach Paris, wo sie an der Sorbonne studierte. Finanzielle Mittel waren knapp, aber sie setzte ihr Studium fort und schloss es als Beste ihres Jahrgangs ab. In Paris änderte sie ihren Namen von Maria zu Marie. Während ihrer Studienjahre lernte Marie Pierre Curie kennen, einen französischen Physiker. Die beiden teilten ein gemeinsames Interesse an der Wissenschaft und heirateten im Jahr 1895.

Die Ehe mit Pierre Curie ermöglichte es Marie, in der Forschung zu arbeiten. Gemeinsam begannen sie, die Arbeit von Henri Becquerel über die Strahlung von Uran zu erforschen. Diese Forschung führte zur Entdeckung von zwei neuen radioaktiven Elementen: Radium und Polonium. 1903 erhielt Marie Curie zusammen mit ihrem Mann und Becquerel den Nobelpreis für Physik für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Radioaktivität.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1905 setzte Marie ihre Arbeit fort und erhielt 1911 den Nobelpreis für Chemie für ihre Isolierung von Radium und Polonium und ihre Untersuchungen ihrer Eigenschaften.

Sie starb am 4. Juli 1934 im Alter von 66 Jahren im Sanatorium Sancellemoz bei Passy (Hochsavoyen) an einer „aplastischen perniziösen Anämie“, einer durch Schädigung des Knochenmarks verursachten Bluterkrankung, die vermutlich auf ihren langjährigen Umgang mit radioaktiven Elementen zurückzuführen ist.

Wissenschaftliche Leistungen

  • Entdeckung der Radioaktivität: Marie und Pierre prägten den Begriff „Radioaktivität“ und zeigten, dass die Strahlung nicht von äußeren Einflüssen abhängt, sondern eine inhärente Eigenschaft bestimmter Elemente ist.
  • Isolierung von Radium und Polonium: Die Isolierung von Radium war besonders schwierig, da es in winzigen Mengen in Uranerzen vorkommt.
  • Maries Entdeckungen hatten nicht nur fundamentale Auswirkungen auf die Physik und Chemie, sondern fanden auch Anwendung in der Medizin. Die Radioaktivität wurde später in der Krebstherapie eingesetzt, und Marie selbst gründete mobile Röntgenstationen, um verwundete Soldaten im Ersten Weltkrieg zu behandeln. Sie beteiligte sich an der Qualifizierung der notwendigen Techniker und Krankenschwestern.
  • Nach dem Krieg engagierte sie sich in der Internationalen Kommission für Geistige Zusammenarbeit des Völkerbundes für bessere Arbeitsbedingungen von Wissenschaftlern. An dem von ihr geleiteten Pariser Radium-Institut setzte sie sich für die Förderung von weiblichen und ausländischen Studenten ein.

Nobel-Preise

  • Im Jahr 1903 erhielt Marie Curie gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie und dem Physiker Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik. Die Auszeichnung wurde für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Radioaktivität verliehen. Dies war ein historischer Moment, da Marie Curie die erste Frau war, die einen Nobelpreis erhielt.
  • Acht Jahre nach ihrem ersten Nobelpreis wurde Marie Curie erneut ausgezeichnet, diesmal mit dem Nobelpreis für Chemie im Jahr 1911. Der Preis wurde ihr für ihre Isolierung der Elemente Radium und Polonium sowie ihre Untersuchungen zu deren Eigenschaften verliehen.
  • Marie Curie war die erste Person und ist bis heute die einzige Frau, die Nobelpreise in zwei verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen gewonnen hat.

Marie Curie stand während ihrer Karriere vor mehreren Hindernissen aufgrund ihres Geschlechts:

  • In der Zeit, als Marie Curie aufwuchs, hatten Frauen in vielen Ländern, einschließlich Polen, eingeschränkten Zugang zu formaler Bildung. Marie musste gegen gesellschaftliche Normen kämpfen, um ihre akademische Laufbahn fortzusetzen. Sie musste ins Ausland gehen, um an der Sorbonne in Paris zu studieren, wo Frauen eher akzeptiert wurden.
  • Als Frau wurde Marie oft von männlichen Kollegen nicht ernst genommen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft war zu dieser Zeit stark von Männern dominiert, und Frauen hatten Schwierigkeiten, ihre Arbeit angemessen anerkannt zu bekommen.
  • Finanzielle Unterstützung für ihre Forschung zu erhalten, war für Marie Curie schwierig. Frauen hatten begrenzten Zugang zu finanziellen Ressourcen für wissenschaftliche Projekte.
  • Obwohl Marie eine erfolgreiche Wissenschaftlerin war, wurde ihre Arbeit oft im Schatten ihres Mannes Pierre Curie gesehen. Die gesellschaftlichen Normen dieser Zeit neigten dazu, Männer als die Hauptakteure in der Wissenschaft anzuerkennen.
  • Maries Beziehung zu Pierre Curie wurde öffentlich diskutiert und kritisiert, was zu Vorurteilen gegenüber ihrer Arbeit führen konnte. Die Tatsache, dass sie eine Frau in der Wissenschaft war, die mit ihrem Mann zusammenarbeitete, stieß auf Vorurteile.

Persönliches

  • Marie Curie war als sehr bescheiden und zurückhaltend bekannt. Oft arbeitete sie in einfachen Arbeitskleidern, und ihre Laborausrüstung war oft improvisiert.
  • Sie führte selbst Experimente durch, um die Wirkung von Radium auf den menschlichen Körper zu studieren. Sie trug Radium in kleinen Mengen an ihrem Arm und beobachtete die Wirkungen.
  • In einer Ära, in der die Gefahren von radioaktiven Materialien nicht vollständig verstanden waren, reiste Marie Curie oft mit Radium in einem kleinen Bleikasten. Das führte zu späteren Gesundheitsproblemen.
  • Nach dem Tod ihres Mannes trug Marie Curie stets eine kleine goldene Medaille mit sich, die die Nobelpreis-Medaille ihres Mannes war.
  • 1905 ist Marie Curie 38 Jahre alt und plötzlich alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Töchtern. Die Sorbonne bietet ihr das Laboratorium und den Lehrstuhl ihres Mannes an. Ein halbes Jahr nach Pierres Tod hält Marie ihre Antrittsvorlesung – als erste Frau in der Geschichte der berühmten Universität. Zwei Jahre später wird sie zur ersten ordentlichen Professorin ernannt.

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