DT548: Nicht (!) in Lösungen denken

Warum wir nicht immer in Lösungen denken sollten

Im Design Thinking ist der wichtigste Teil, sich zunächst einen Überblick über die Herausforderungen zu verschaffen, bevor man nach Lösungen sucht. In dieser Folge zeigen wir euch, welche Probleme es mit dem Denken in Lösungen gibt, warum Menschen so gerne in Lösungen denken und was ihr tun könnt, um das nicht zu machen.

Probleme mit dem Denken in Lösungen

Wenn wir in Lösungen denken, bevor wir uns die Herausforderungen genau angeschaut haben, können wir die Probleme nicht richtig verstehen.

  • Wir riskieren, dass wir uns nur auf eine Lösung konzentrieren und andere Möglichkeiten übersehen. Wenn wir eine Lösung schon im Kopf haben, sind wir weniger offen für neue Ideen. Wir manövrieren uns so in eine Sackgasse und verpassen womöglich die besten Lösungen.
  • Wir können uns auch in eine Lösung verrennen, die nicht zu den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer passt. Wenn wir uns nicht mit den Herausforderungen ausgiebig auseinandersetzen, können wir die Bedürfnisse der Nutzer nicht richtig verstehen. Dadurch entwickeln wir Lösungen, die nicht den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen.

Beispiele

Ein Unternehmen möchte ein neues Produkt auf den Markt bringen. Die Marketingabteilung hat eine Idee für ein Produkt, das sie sehr gut findet. Sie beginnen sofort mit der Entwicklung des Produkts, ohne sich vorher mit den Bedürfnissen der Kunden auseinanderzusetzen. Als das Produkt auf den Markt kommt, ist es ein Misserfolg. Die Kunden haben kein Interesse an dem Produkt, weil es nicht ihren Bedürfnissen entspricht.

Die Stadt entwickelt ein neues Verkehrskonzept. Die Verkehrsplaner beginnen sofort mit der Umsetzung des Konzepts, ohne sich vorher mit den Auswirkungen auf die Bevölkerung auseinanderzusetzen. Als das Konzept umgesetzt ist, führt es zu großen Protesten. Die Bevölkerung fühlt sich durch das Konzept benachteiligt.

Warum Menschen gerne in Lösungen denken

Menschen sind von Natur aus problemorientiert. Wir wollen Lösungen finden, um unsere Probleme zu lösen. Das Denken in Lösungen gibt uns ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Wir glauben, dass wir die Probleme schneller lösen können, wenn wir uns direkt auf Lösungen konzentrieren.

Biologische Gründe

Es gibt auch biologische Gründe, warum Menschen in Lösungen denken. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, Probleme zu lösen. Wir haben einen Bereich im Gehirn, der für Problemlösung zuständig ist, den präfrontalen Kortex. Dieser Bereich ist bei Menschen besonders ausgeprägt.

Sozial-kulturelle Gründe

Unsere Gesellschaft fördert das Denken in Lösungen. Wir werden von klein auf dazu erzogen, Probleme zu lösen. In der Schule lernen wir, mathematische und wissenschaftliche Probleme zu lösen. In der Arbeitswelt werden wir dazu angehalten, Lösungen für geschäftliche Probleme zu finden.

  • Das Denken in Lösungen führt zum Tunnelblick. Wenn wir uns zu früh auf eine Lösung festlegen, übersehen wir andere Möglichkeiten.
  • Das Denken in Lösungen führt zu Voreingenommenheit. Wir sind oft geneigt, Lösungen zu bevorzugen, die unseren eigenen Überzeugungen und Vorurteilen entsprechen.
  • Das Denken in Lösungen führt zu Selbstzufriedenheit. Wenn wir glauben, die perfekte Lösung gefunden zu haben, sind wir weniger offen für neue Ideen.

Was kann man tun, um nicht in Lösungen zu denken?

Sich Zeit nehmen, die Herausforderungen zu verstehen

Der erste Schritt, um die Probleme mit dem Denken in Lösungen zu vermeiden, ist sich Zeit zu nehmen, die Herausforderungen genau zu verstehen. Wir sollten uns nicht zu früh auf eine Lösung festlegen, sondern uns zunächst mit dem Problem auseinandersetzen.

Im Design Thinking ist das die erste Phase, das Einfühlen. Um das Problem besser zu verstehen, führen wir viele empathische Gespräche durch. Auf diese Weise verstehen wir die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer besser.
Wir führen Beobachtungen durch: Durch die Beobachtung der Nutzung des Produkts oder der Dienstleistung verstehen wir die Bedürfnisse der Nutzer besser.

Offen sein für neue Ideen

Wenn wir uns mit den Herausforderungen auseinandergesetzt haben, ist es wichtig, offen für neue Ideen zu sein und nicht zu versuchen, die perfekte Lösung zu finden, sondern sich mit verschiedenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.

Ideen mit Prototypen testen

Design Thinking bedeutet nicht Analyse-Paralyse. Wir arbeiten aber mit mehr Iterationen und das beinhaltet auch das Erstellen und Testen von Prototypen. Dadurch werden Ideen getestet, bevor wir uns auf die versteift haben.

Mit anderen zusammenarbeiten

Wir können von den Ideen anderer lernen, indem wir mit anderen zusammenarbeiten. Deswegen ist das interdisziplinäre Team so wichtig.

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