Kooperation statt Konkurrenz: Die drei Musketiere IREB, BCS und IIBA

„Konkurrenz belebt das Geschäft“ ist ein beliebtes Sprichwort, wenn es darum geht auszudrücken, was passiert, wenn zwei Unternehmen auf demselben Markt tätig sind. Und das ist auch richtig, denn ein Monopolist hat selten Anreize besser zu werden und ruht sich auf den Lorbeeren aus – zu Lasten des Kunden und des gesamten Marktes.

Wenn das Konkurrenzdenken übertrieben wird

Doch viele Organisationen, große wie kleine, Unternehmen wie Selbstständige, übertreiben es manchmal mit dem Konkurrenzdenken. Ganz instinktiv wird eine Abneigung gegen Wettbewerber aufgebaut. Oft rührt dies von einer Angst her, der andere könnte einem die Kunden wegnehmen, weil der Markt zu klein wäre.

Studien zeigen aber, dass Konkurrenz eher sehr negative Auswirkungen haben – beispielsweise auf Beziehungen (siehe Kohn). Aber ist es nicht der Handel und die fortschreitende Vernetzung der Welt, die unsere Wohlfahrt begründete? Ohne Beziehungen wäre dies nicht möglich.

Auch bei unseren Kleinen hat man herausgefunden: Wettbewerbsorientierte Kinder sind weniger empathisch als weniger wettbewerbsorientierte Kinder. Aber als Erwachsene schadet uns dass, denn wir benötigen Empathie, um die wirklichen Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen!

Konkurrenzdenken bei Non-Profit-Organisationen?

Doch wie sieht das bei nicht-gewinnorientierten Organisationen aus? Sind diese vor schädlichem Konkurrenzdenken gewappnet? Im Allgemeinen ist es als problematisch anzusehen, wenn zwei Organisationen im gleichen Tätigkeitsfeld aktiv sind, ohne mögliche Auswirkungen zu beachten (siehe Kunz). Ohne Koordination können die Kosten steigen, worunter wiederum die Effizienz leidet.

Ein besondere Gruppe der Non-Profit-Organisationen sind Berufsverbände: Gerade bei diesen kommt hinzu, dass eines der häufigsten Ziele dieser Organisationen, die Standardisierung von Begriffen und Konzepten sind.

Im Beispiel der Verbände rund um Business-Analyse lauten diese:

  • Was bedeutete Business-Analyse?
  • Was macht ein Requirements Engineer?
  • Was ist überhaupt eine Anforderung und wie erhebt man sie richtig?

IIBA, BCS und IREB

Aus gegebenem Anlass – mehr dazu später – möchte ich drei dieser Organisationen besonders erwähnen:

  1. Das International Institute of Business Analysis (IIBA)
  2. Die British Computer Society (BCS)
  3. Das International Requirements Engineering Board (IREB)

Relativ unabhängig voneinader sind von diesen drei Organisationen Werke und Konzepte rund um die Themen Anforderungsmanagement und der Analyse von Unternehmen und deren (IT)-Systeme entstanden.

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Das IIBA mit Sitz in Kanada hat den Business Analysis Body of Knowledge (BABOK® Guide) herausgebracht. Dieses Standardwerk der Business-Analyse hat es heuer schon in die dritte Version geschafft und über 150 Freiwillige haben daran mitgearbeitet, unterstützt durch mehr als 28.000 Mitglieder.

Die BCS aus dem Vereinten Königreich bietet bereits seit vielen Jahren Zertifikate für Business-Analysten an und freut sich vor allem in Staaten des Commonwealth an großer Beliebtheit: Über 70.000 Business-Analysten haben eines der BA-Zertifikate des BCS absolviert! Eine beachtliche Zahl.

Und dann gibt es das IREB, das in Deutschland gegründet wurde, um Requirements Engineering auf ein professionelles Fundament zu stellen. Die dazugehörige Zertifizierung zum Certified Professional for Requirements Engineering (CPRE Foundation Level) wurde von über 20.000 Personen auf der ganzen Welt absolviert.

Gemeinsame Sache

Eine Zeit lang hat es gewirkt, als stünden sich diese Lager etwas unversöhnlich oder zumindest argwöhnisch gegenüber. Ist Business-Analyse jetzt einfach die coolere Bezeichnung für Requirements Engineering? Was sind die Unterschiede, Überlappungen und Vorteile des einen oder anderen Ansatzes?

Auch wir haben bereits früh, im Rahmen des IIBA Austria Chapters oder auch in unserem Podcast mit Peter Hruschka, darüber diskutiert und waren uns nicht immer einig.

Umso mehr freut es mich, dass das IIBA am 20. August 2015 neue strategische Allianzen mit der BCS und dem IREB geschlossen hat, um dem Ziel näher zu kommen, die Business-Analyse-Community zu vereinen.

Unser Beitrag

Als hätten wir es instinktiv erahnt, haben wir bereits vor Jahren unser Konzept aus dem Best-of dieser drei tollen Organisationen aufgebaut. Und der Erfolg hat uns gezeigt, dass das der richtige Weg ist:

  • Als Mitgründer des IIBA Austria Chapter, Vorstandsmitglied und Endorsed Education Provider des IIBA sind wir seit Jahren in der Ausbildung von Business-Analysten aktiv, um zum Beispiel bei der Erlangung der CBAP-Zertifizierung zu unterstützen. Am IIBA schätzen wir besonders die engagierte Community und die Arbeit am großartigen Standardwerk der Business-Analyse, dem BABOK.
  • Seit 2014 bieten wir auch in Kooperation mit AssistKD alle BA-Zertifikat des BCS inklusive dem renommierten International Diploma in Business Analysis als einziges Unternehmen im deutschsprachigen Raum an. Die vollständige Abdeckung aller wesentlichen Fähigkeiten, insbesondere der strategischen Business-Analyse, hat uns dazu bewogen, unsere Trainings nach dem BCS-Lehrplan aufzubauen.
  • In Kooperation mit Peter Hruschka, Gründungsmitglied des IREB, bieten wir die Zertifizierung CPRE Foundation Level und CPRE Advanced Level an. Die hohe Nachfrage nach diesen Kursen im deutschsprachigen Raum, ihre Eignung bei der Analyse und Definition technischer Systeme und natürlich die hervorragenden Trainings von Peter Hruschka, haben für uns hier den Ausschlag gegeben.

Das findet sich auch in unserem Buch Basiswissen Business-Analyse wieder. Auch hier haben wir bewährte Konzepte der drei Organisationen mit unserem Erfahrungsschatz kombiniert. Die Resonanz von unseren Lesern zeigt, dass wir wohl damit den Nagel auf dem Kopf getroffen haben. Unsere Leser nennen es „Ein perfektes Lehrbuch“ (Fachbuchkritik.de) und finden, wir hätten „Business Analyse endlich mal auf den Punkt gebracht“ (Mario Müller). Das freut uns – und motiviert uns weiter in Kooperationen zu denken und Business-Analysten erfolgreich zu machen.

Dass Kooperationen und damit Netzwerken über Grenzen hinaus funktionieren, können Sie im übrigen auch live bei unserem BA Camp erleben. Personen unterschiedlichster beruflicher Herkunft und Background treffen sich dabei, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu frönen: Probleme lösen und Chancen nutzen.

Zertifizierungen in der Business-Analyse: Sinn oder Unsinn?

Das Wort „Business-Analyst“ ist in der Unternehmenswelt kein geschützter Begriff. Wenn Sie deutlich machen wollen, dass Sie auch qualifiziert für diesen Beruf sind, brauchen Sie entweder sehr gute Referenzen oder ein anerkanntes Zertifikat.

Business-Analyse setzt zwar viel auf Intuition und Erfahrung, aber das alleine reicht auch nicht. Wir erleben, dass Unternehmen verstärkt in die Ausbildung ihrer Business-Analysten investieren, um so die Vorteile eines einheitlichen Vorgehens zu sicher. Dadurch gewinnen vor allem internationale Zertifikate wie der CBAP® des IIBA® oder das BCS International Diploma immer mehr an Attraktivität.

Warum sich überhaupt zertifizieren lassen?

Methoden und Techniken aus der Business-Analyse werden sehr unterschiedlich eingesetzt und praktiziert. Darunter leidet oft die Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern im Unternehmen, da ein gemeinsamer Wortschatz und ein einheitliches Verständnis fehlen. Das wiederum erhöht einerseits wertvolle und teure Zeit für die Einarbeitung, andererseits schleichen sich auch unnötige Fehler leichter ein.

Wenn sich Business-Analysten ihre Fähigkeiten mittels Zertifikaten bestätigen lassen, steigern sie ihren Marktwert und geben sie ihrer Karriere einen neuen Schwung. Auch werden immer öfters bestimmte Zertifikate in Ausschreibungen gesucht und ermöglichen dadurch vor allem Freiberuflern sich gegen Mitbewerber durchzusetzen. Mitarbeiter, die oft nur indirekte Rückmeldungen über ihre Arbeit erhalten, bekommen durch eine objektive Bescheinigung eine bessere Selbsteinschätzung – und das stärkt wiederum das Selbstvertrauen. Auch die eigene fachliche Sicherheit wird durch neue Anregungen, Methoden, Tipps und den Austausch mit anderen Teilnehmern maximiert. Es werden neue Werkzeuge mitgegeben und alte geschärft.

Wir erleben es immer öfters, dass Zertifikate einen Vertrauensbonus schaffen und so den Handlungsraum für Business-Analysten weiten. So werden Unsicherheiten oder Vorbehalte unbekannter und neuer Techniken seltener – schließlich bescheinigt das Zertifikat, dass Ihr Gegenüber zumindest eine gewisse Ahnung davon haben muss, was er oder sie macht.

Durch Zertifizierung werden Business-Analysten aber auch tatsächlich besser: Denn die intensive Auseinandersetzung mit Methoden und Techniken der Business-Analyse, die erforderlich sind, um die Zertifikate überhaupt zu erlangen, hilft natürlich auch in der Praxis – vorausgesetzt, man wählt ein passendes Zertifikat und nutzt die Vorbereitungszeit, um Theorie & Praxis zu verbinden. Halten Sie deswegen unbedingt Ausschau nach Anbietern, die in ihren Vorbereitungstrainings vor allem Wert darauf legen, die eigene Erfahrung mit den Inhalten der Zertifizierung zu verknüpfen (s. CBAP-Vorbereitungskurs Wissen was zählt) und nicht nur dabei helfen, dass Zertifikat durch Auswendiglernen zu erlangen.

Was spricht gegen ein BA-Zertifikat?

Es gibt also viele Gründe, die für Zertifizierungen von Business-Analysten sprechen. Aber: Ein Zertifikat ist niemals eine Garantie, dass die Vorhaben dann auch gelingen oder dass Methoden aus der Prüfungssituation auch in tatsächlichen Projektsituationen angewendet werden können. Zertifikate bescheinigen meistens vielmehr Ihre Stressresistenz, die Konzentrationsfähigkeit und die Merkfähigkeit. Das sind nicht dieselben Werte, die auch für die Praxis gelten.

Fazit

Der wichtigste Ausgangspunkt, damit Sie die passende BA-Zertifizierung erhalten, ist immer die Frage nach dem erhofften Nutzen: Neben der Bescheinigung Ihrer Qualifikation Dritten gegenüber, schaffen Zertifizierungen vor allem Begriffs- und Vorgehensstandards, die vor allem in Großprojekten zu einer wirksameren Kommunikation beitragen.

International gibt es momentan 2 wichtige Zertifizierungsmöglichkeiten: Die des IIBAs oder BCS.
Welches für Sie passen, können Sie auf unserer Seite über Zertifikate für Business-Analysten nachlesen.

Übrigens, weil wir immer wieder gefragt werden: Der CPRE des IREB ist nur bedingt als Zertifikat für Business-Analysten geeignet. Es ist eine wertvolle Zertifizierung für Personen, die Requirements Engineering für technische Systeme durchführen – und auch ein möglicher Karriere-Start in die Business-Analyse. Aber es fehlen unserer Meinung nach wichtige BA-Disziplinen, wie die strategische Business-Analyse und Anwendungsfelder abseits der IT, um es als vollständiges „BA Zertifikat“ einsetzen zu können.