DT515: Laterales Denken

Bist du ein Querdenker? (Sommerspecial 2020)

Für unsere Spezialsendungen im Sommer haben wir uns, wie auch schon die letzten Jahre, die Download-Statistik unseres Podcasts angesehen und präsentieren euch die 3 beliebtesten Folgen aus der Staffel 4 des vergangenen Jahres.

Platz 3 geht an die Folge 401 über „Laterales Denken“: Ein wichtiges Thema, denn unsere Gesellschaft betont hauptsächlich die Entwicklung von logischem, analytischem Denken. Aber gerade im Design Thinking brauchen wir einen anderen Weg, um großartige Ideen zu entwickeln: Laterales Denken – oder auch Querdenken.

Was bedeutet Querdenken?

Querdenken ist ein Weg, um Probleme neu zu lösen. Indem wir bewusst offensichtliche Ansätze ignorieren, kommen wir zu kreativen und unerwarteten Ideen. Edward de Bono, der das Konzept des lateralen Denkens entwickelt hat, beschreibt vier Techniken des lateralen Denkens: Bewusstsein, zufällige Stimulation, Alternativen und Veränderung.

Buchtipp: de Bono: The Use of Lateral Thinking, 1967 (Amazon Affiliate-Link)

Traditionelles Denken ist vertikal und geht Schritt für Schritt zu einer logischen Schlussfolgerung, die auf den verfügbaren Daten basiert. Das laterale Denken ist jedoch „seitliches Denken“ (der Begriff lateral bedeutet seitlich) und legt den Schwerpunkt auf die Generierung vieler Ideen. Die Details, wie diese Ideen umgesetzt werden könnten, stehen bei diesem Denken nicht im Mittelpunkt.

Wie wir im Design Thinking zu Lösungen und Innovationen finden

Im Design Thinking verwenden wir das Konzept von Joy Paul Guilford, das dem von de Bono sehr ähnelt. Während de Bono von lateralem und vertikalem Denken spricht, verwendet Guilford die Begriffe divergentes und konvergentes Denken.

Bei Innovation setzen wir auf die Verbindung von vertikalem mit lateralem Denken. Ohne lateralem Denken wäre vertikales Denken zu wenig kreativ, ohne vertikalem Denken würde laterales Denken viele mögliche Lösungen hervorbringen, aber keine Ideen, wie sich all das auch umsetzen lässt.

Beim lateralen Denken nimmt unser Gehirn seine Umgebung auf eine bestimmte Weise wahr und sucht nach Mustern. Danach werden diese Muster so verwendet, dass man zu Schlussfolgerung gelangt. Um neue Muster in unserer Umgebung genauer wahrzunehmen, müssen wir unsere Fähigkeiten zum Querdenken entwickeln.

Kritik an De Bonos Konzept

Es gibt aber auch Kritik an de Bonos Ansätze. Diese sind zwar in der Praxis erfolgreich, aber eigentlich nicht wissenschaftlich belegt.

Fun Fact

Das erste Mal kommt der Begriff des Querdenkens 1915 vor. In den „Riesenphantasie“ von Münchhausen wird Querdenken als positiv besetzter Begriff eingesetzt.

Abgrenzung

Die insbesondere durch die COVID-19-Pandemie befeuerte Nutzung des Wortes „Querdenken“ hat rein gar nichts mit de Bonos „lateralem Denken“ zu tun – und wir distanzieren uns auch in aller Deutlichkeit von Verschwörungsmythen, antidemokratischem oder gar rechtsradikalem Gedankengut.

Update: Edward de Bono ist am 21.06.2021 auf Malta gestorben.

Mach mit!

Was sind deine Gedanken zum Thema dieser Folge?

Schreibe uns an podcast@gerstbach.at!

Weitere Episoden zu diesem Thema