DT442: Was Design Thinker von der Grounded Theory lernen können

6 Tipps für erfolgreicheres Design Thinking

Die Basis für Projekte im Design Thinking sind Informationen, die wir aus verschiedenen Beobachtungen und Befragungen gewinnen. Das Ziel dabei ist, dass wir ein Problem und vor allem die Menschen besser verstehen, um daraus Lösungs-Hypothesen entwickeln zu können.

In dieser Folge stellen wir euch die Grounded Theory vor, die genau das zum Thema hat. Wir geben euch 6 Tipps aus diesem Ansatz, damit ihr als Design Thinker erfolgreicher seid!

Was ist die Grounded Theory

Die Grounded Theory ist ein sozialwissenschaftlicher Ansatz, um auf Basis von qualitativen Daten Hypothesen zu generieren. Das Wort „grounded“ bedeutet so viel wie gegenstandsbezogen oder datengestützt. Das Wort „Theorie“ ist allerdings in diesem Zusammenhang etwas irreführend, denn die grounded theory ist keine Theorie an sich, sondern ein Ansatz zur Theoriebildung.

Entwickelt wurde die grounded theory von den zwei US-Soziologen Anselm Strauss und Barney Glaser in den 1960er Jahren. Sie haben sich mit dem Thema beschäftigt, wie mit sterbenden Menschen interagiert wurde, denen nicht bekannt war, dass sie sterben werden. Bei ihrer Studie erkannten sie zum Beispiel, dass die Patienten, denen nicht bewusst war, dass sie sterben würden, von den Pflegepersonal schlechter gepflegt wurden, um die Interaktionen mit ihnen zu vermeiden.

Die Grounded Theory ist eine sogenannte hypothetisch-deduktive Methode. Das bedeutet, dass in abwechselnden und iterativen Prozessen Daten erhoben, analysiert und in Kategorien eingeteikt werden, um letztlich eine Theorie zu widerlegen oder zu bestätigen.

6 Dinge, die Design Thinking von der Grounded Theory übernehmen kann

  1. Im Design Thinking wie auch in der Grounded Theory gilt der Grundsatz, dass du nicht der Kunde bist. Das bedeutet, dass es ein wesentlicher Schritt ist, hinaus in die Umgebung zum Kunden/Nutzer zu gehen, um dort Daten zu erheben.
  2. Schreibe deine Erhebungen wortgetreu nieder: Welche Wörter wir wählen, was wir sagen, ist ein wesentlicher Hinweis darauf, wie wir denken und wie wir die Welt sehen. Schreibe deswegen die Interviews möglichst wortgetreu mit Zitaten auf und versuche Interpretationen und Bewertungen zu vermeiden.
  3. Eigene Erkenntnisse laufend aufschreiben: Bei der Datenerhebung geht es darum, iterativ neue Erkenntnisse zu sammeln und sie in die Kategorien, die während des Prozesses erstellt werden, einzuteilen. Wichtig dabei ist, dass die Daten nicht einfach erhoben, sondern reflektiert werden. Dazu ist es wichtig, die Informationen aufzuschreiben.
  4. Kodierung als Entdeckungsprozess: Einzelne (qualitative) Daten kategorisieren und zusammenfassen, um auswertbar zu machen und Theorien entwickeln zu können (auch durch EDV)
  5. Theoretische Sättigung: Kategorisierung hilft zu erkennen, ob noch mehr Forschung notwendig ist oder ob bereits all die Information und Daten, die wir für die Theoriebildung brauchen, vorhanden sind.
  6. Gibt deine Erkenntnisse als Geschichten weiter: Geschichten verbinden nicht nur, sie geben auch wesentliche Informationen zu den Hintergründen und den persönlichen Erkenntnissen der Menschen wider. Deswegen ist es so wichtig, die Geschichten miteinander zu teilen, um auch die Interpretation möglichst gering zu halten.

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