DT424: Kraftfeldanalyse

Fördernde und hemmende Kräfte von Innovationen analysieren

Dass sich das Verhalten von Stakeholder in Projekten nicht immer vorausschauen lässt, ist nichts Neues. Aber es gibt ja extra für solche Situationen die passenden Methoden und Werkzeuge. Eines dieser Tools ist die Kraftfeldanalyse, die wir euch heute vorstellen wollen.

Beispiel einer Kraftfeldanalyse

Beispiel einer Kraftfeldanalyse

Die Kraftfeldanalyse wurde in den 1940er Jahren von Kurt Lewin erstellt. Die Idee hinter der Kraftfeldanalyse ist, dass Situationen durch eine Balance zwischen Kräften, die Veränderungen fördern, und Kräften, die Veränderungen hemmen, aufrechterhalten werden. Damit Veränderungen stattfinden können, müssen die fördernden Kräfte verstärkt oder die hemmenden Kräfte geschwächt werden. Das Ziel der Kraftfeldanalyse ist es, die verschiedenen Kräfte als solche zu identifizieren und diese dann so zu verändern, dass die gewünschten Veränderungen stattfinden können.

Die Idee

Wenn du auf einen Stuhl sitzt, gibt es einerseits die Schwerkraft, die dich auf den Stuhl drückt (= fördernde Kraft). Die Gegenkraft ist der Stuhl selbst, er drückt gegen die Schwerkraft drückt und hindert dich daran am Boden zu sitzen (= hemmende Kraft).

Lewin schreibt: „Eine Kultur ist kein gemaltes Bild; es ist ein lebendiger Prozess, der sich aus unzähligen sozialen Interaktionen zusammensetzt. Wie ein Fluss, dessen Form und Geschwindigkeit durch das Gleichgewicht jener Kräfte bestimmt werden, die dazu neigen, das Wasser schneller fließen zu lassen, und die Reibung, die dazu neigt, das Wasser langsamer fließen zu lassen, wird durch ein Gleichgewicht der entgegenwirkenden Kräfte aufrechterhalten. “ (Lewin, K. 1948. Lösung sozialer Konflikte, S.46.)

„Um eine Veränderung herbeizuführen, muss das Gleichgewicht zwischen den Kräften, die die soziale Selbstregulierung auf einem bestimmten Niveau aufrechterhalten, gestört werden“ (Lewin, K. 1948. Lösung sozialer Konflikte, S.47.)

Vorgehen

Für die Kraftfeldanalyse verwende am besten ein Flipchart oder ein Whiteboard.

Schritt 1: Definiere das Ziel oder die Vision für die Veränderung

Das Ziel kommt in die Mitte des Flipcharts. Links und rechts sollte noch Platz gelassen werden.

Schritt 2: Identifiziere die Kräfte für Veränderungen

Welche Kräfte treiben die Veränderung an?
Interne Treiber können sein: sinkende Motivation, steigende Fluktuation, Notwendigkeit, die Rentabilität zu steigern, etc. Externen Treibern können sein: Disruption, demografische Veränderung, etc.
Identifiziere so viele Faktoren wie möglich, die sich positiv auf die Veränderungsbereitschaft auswirken. Stell dir dazu folgende Fragen:

  • Welchen geschäftlichen oder unternehmerischen Nutzen bringt die Veränderung?
  • Wer unterstützt die Veränderung?
  • Welche Geschäftsprozesse sind betroffen?

Wenn du die Kräfte identifiziert hast, die die Veränderung antreibt, dann schreib die auf die linke Seite neben dem Ziel hin.

Schritt 3: Hemmende Kräfte gegen Veränderung identifizieren

Jetzt geht es darum, die hemmenden Kräfte zu identifizieren.

Fragen:

  • Wer ist dagegen? Warum?
  • Welche Kosten und Risiken sind damit verbunden?

Interne Faktoren können sein:

  • Ängste vor dem Unbekannten.
  • Bestehende Strukturen.
  • „So machen wir das hier nicht“

Externe Faktoren können sein:

  • Bestehende Verpflichtungen gegenüber Kunden und Lieferanten.
  • Gesetze und Regulierungen.

Die hemmenden Kräfte werden auf die rechte Seite geschrieben.

Schritt 4: Punkte zuweisen

Als nächstes bewerte jede Kraft, beispielsweise von 1 (schwach) bis 5 (stark), je nach dem Grad des Einflusses, den jede auf den Plan hat, und addiere dann die Punktzahlen für jede Seite (für und gegen).

Zeichne Pfeile um die Kräfte herum, um den Einfluss jeder Kraft visuell darzustellen. Verwende größere Pfeile für die Kräfte, die einen größeren Einfluss auf die Veränderung haben, und kleinere Pfeile, für die, die einen schwächeren Einfluss haben.

Schritt 5: Analysiere das Ergebnis

Du kannst nun

  • entscheiden, ob die Entscheidung oder das Vorhaben fortgesetzt werden soll oder nicht.
  • überlegen, welche fördernde Kräfte stärken und welche hemmenden Kräfte schwächen bzw. wie du nun die Veränderung erfolgreicher gestalten kannst.

Achtung: Die Methode ist natürlich sehr subjektiv. Wenn du eine wichtige Entscheidung treffen musst, bitte noch andere Menschen Feedback zu geben oder nutze noch weitere Techniken.

In den folgenden Büchern besprechen wir die Kraftfeldanalyse:

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