DT141: Methode: Ein Tag im Leben von…

Um Probleme wirklich und nachhaltig zu lösen, ist es wichtig, Ihr Gegenüber zu verstehen. Wer sind die Menschen, mit und für die Sie arbeiten, was brauchen Sie? Wie sehen ihre Motivationen und Ängste aus? All diese Fragen können sehr gut mit Methoden wie Personas oder Interviewtechniken beantwortet werden.

Eine andere Methode, die wir häufig verwenden, ist die „Ein Tag im Leben“ Methode. Kurz gesagt: Sie brauchen dazu eine ungefähre Vorstellung davon, wer Ihr Kunde ist, um sich dann in die Details deren täglichen Lebens zu vertiefen. Im Wesentlichen beschreiben Sie, was Ihre Kunden wann wie tun. Verwenden Sie dazu Post-its, schreiben Sie Ihre Beobachtungen auf und bekleben Sie die Wand damit. Sie müssen den Tag des Kunden vor allem visuell darstellen.

Der Vorteil dabei ist, dass Sie einen vollständigen Überblick über das tägliche Leben Ihrer Kunden bekommen. Sie können dabei herausfinden (und experimentieren), wie Menschen mit Problemen und Herausforderungen in Ihrem Alltag umgehen. Wenn Sie ein Produkt für den täglichen Gebrauch entwickeln möchten, deren Erfolg davon abhängt, dass die Nutzer dieses Produkt jeden Tag verwenden, dann müssen Sie verstehen, wann Ihr Kunde Ihr Produkt am ehesten nutzen wird. Diese Informationen müssen Sie dann zusammen mit den Kunden validiert und in Feedback-Schleifen verbessert werden.

Aus meinem Berateralltag

Wir haben vor ein paar Jahren ein Unternehmen dabei begleitet, eine Software zu entwickeln, die Kinder dabei motivieren sollte, dass sie ihre täglichen Aktivitäten und Aufgaben gerne und selbstständig erledigen. Je mehr die Kinder dieses Programm nutzten, desto mehr lernte auch das Programm und desto besser konnte es letztlich die Eltern in ihrem Umgang mit ihren Kindern unterstützen. Dafür mussten die Entwickler aber zunächst verstehen, wie die tägliche Routine aussieht. Der beste Weg, das zu tun, ist zu beobachten, einzutauchen, zu hinterfragen und zu verstehen. Es geht darum, die richtigen Momente zu finden. Indem wir die täglichen Routinen der Eltern und Kinder sichtbar machten, konnten wir Muster erkennen und aufdecken. Darauf aufbauend haben wir Hypothesen entwickelt, die wir dann wiederum testen konnten.

Wie und wann Ihre Lösung von Ihren Kunden tatsächlich genutzt wird, ist entscheidend. Das zu verstehen, hat einen großen Einfluss auf die entwickelte Lösung. Je detaillierter Sie den Ablauf beschreiben, desto besser wird Ihre Lösung passen und verwendet werden. Beobachten Sie Ihre Kunden genau und lernen Sie dabei auch, was vor und was nach der Nutzung von bestimmten Produkten passiert.

Das wichtigste dabei ist, dass Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers hineinversetzen können. Wie würde diese Person Ihre Lösung in ihrem täglichen Leben beschreiben? Beschreiben Sie die Geschichte Ihres Kunden aus dessen Sicht.

Dadurch, dass Sie Ihre Lösung aus den Augen eines Anderen beschreiben, werden Sie sehr wahrscheinlich sehr viele Denkfehler in Ihrer ursprünglichen Logik und Annahmen entdecken. Sie werden feststellen, dass Sie nicht zur Gänze verstehen, wie die Tage Ihrer Kunden funktionieren. Sie erfahren dabei, wie wichtig es ist, wirklich in deren Köpfe einzudringen. Sie werden Probleme finden, die es zu lösen gilt, und beginnen, viel mehr Klarheit über die Funktionalität Ihrer Lösung zu erhalten.

Denken Sie an die Übung „Tag im Leben“, um einen sehr detaillierten Anwendungsfall zu beschreiben, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht. Es geht über die Definition von Zielmärkten und Kundensegmenten hinaus. Denken Sie daran, dass Sie an Menschen verkaufen. Dazu müssen wissen, wie Sie Ihre Kunden erreichen und wie Sie mit Ihrer Lösung einen Unterschied in deren Leben erreichen können.

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