DT11: Umgang mit chronischen Nörglern

Was sie wollen und was sie brauchen, sind sehr verschiedene Dinge: Während Optimisten ein Glas als halb-voll betrachten, sehen Pessimisten dasselbe Glas als halb-leer an. Ein chronischer Nörgler wiederum sieht: Ein Glas, das mit etwas Wasser gefüllt ist, aber sicher nicht kalt genug, wahrscheinlich, weil es Leitungswasser ist, auch wenn er oder sie um Mineralwasser gebeten hat und noch immer darauf wartet, dass dem Wasserbringer diese Tatsache bewusst wird. Noch dazu ist da ein riesiger Fleck auf dem Glas, das bedeutet, dass es nicht richtig gereinigt wurde und jetzt wird er oder sie wahrscheinlich mit irgendeiner Art von Virus qualvoll verenden. Fazit der Gedankenwulst eines chronischen Nörglers: „Warum passieren solche Dinge immer nur mir?!“

Die ständige Negativität von chronischen Nörglern stellt die Menschen in deren Umgebung auf eine große Geduldsprobe. Dazu kommt, dass chronische Nörgler nichts glücklicher macht als unglücklicher als die eigenen Freunde zu sein. Der Versuch, positiv, motiviert und produktiv zu sein, zerstört der Nörgler mit einem konstanten Strom an Beschwerden und Unzufriedenheit.

Überlebenstipps

Im Folgenden finden Sie drei wichtige Überlebens-Tipps für diejenigen, die immer mal wieder mit chronischen Nörglern zu tun haben:

1. Das Mindset chronischer Nörgler

Egal, wie mühsam ihre Beschwerden für die Umgebung sind, sehen sich chronische Nörgler in der Regel nicht als negative Menschen an. Vielmehr bemitleiden sie sich selbst und haben das Gefühl, sie würden auf der Verliererseite stehen und den Kürzeren ziehen. Deshalb nehmen sie die Welt als negativ wahr und sich selbst als angemessen reagierend auf die lästigen, ärgerlichen oder unglücklichen Umstände.

Überlebens-Tipp Nummer 1: Versuchen Sie nicht, chronische Nörgler davon zu überzeugen, dass die Welt gar „nicht so schlecht“ ist wie sie denken oder dass sie womöglich auf harmlose Sachen überreagieren. Das zwingt ihn oder sie nur, noch 10 weitere Beschwerden oder Ungerechtigkeiten aufzufahren, die Sie vielleicht noch nicht gehört haben, damit Sie ein besseres Verständnis bekommen, wie schrecklich und unfair das Leben des Nörglers tatsächlich ist.

2. Verstehen, was chronische Nörgler wirklich wollen

Chronische Nörgler klagen in den meisten Fällen deswegen, weil sie sich dadurch Sympathie und Verständnis erhoffen. Mit anderen Worten, sie wollen, dass Sie ihre Ängste bestätigen: Ja, dass Glas war in der Tat nur halb-voll und es war Leitungswasser und kein Mineralwasser und ja, er oder sie sollte sich vielleicht wirklich bald hinlegen, bevor die Keime auf dem Glas sich im Körper ausbreiten können…

Überlebens-Tipp Nummer 2: Der schnellste Weg, sich von einem beschwerlichen Monolog zu lösen, ist, wenn Sie den Eindruck erwecken, Sie würden ganz derselben Meinung sein und Sympathie aufbringen (aber Achtung, das muss authentisch klingen – sonst wirkt es nicht!). Danach deligieren Sie geschickt Aufgaben an den Nörgler weiter. Zum Beispiel: „Wie? Der Drucker geht nicht? Das ist ja ärgerlich! Ich weiß, dass es schwer ist, aber wir müssen weiter an dem Projekt arbeiten und in der Zwischenzeit den anderen Drucker benutzen. Können Sie die Ausdrucke schnell mal übernehmen, bitte?“

3. Verstehen, was chronische Nörgler wirklich nicht wollen

Die meisten chronischen Nörgler sehen ihr Leben als kompliziert und voller Herausforderungen an. Chronische Nörgler haben diese Wahrnehmungen über ihre Nöte tief in ihre Persönlichkeit eingebettet. In Wahrheit suchen sie gar nicht nach Lösungen oder Ratschlägen.
Selbst wenn Ihr Rat ein Problem lösen würde, würde der chronische Nörgler nicht besonders glücklich darüber sein und ihn auch nicht hören wollen: Alles, was dem Nörgler Anerkennung in der „Not“ nimmt, wirkt sogar als bedrohlich für die Identität und das Selbstwertgefühl. Daher reagieren sie oft über, indem die Person, die Lösungen anbietet, angegriffen wird. Meistens mit der Erklärung am Schluss, dass er oder sie das Problem gar nicht verstehen kann und überhaupt nicht weiß, weil er oder sie eh ein Glückskind ist…

Überlebens-Tipp Nummer 3: In der Mehrzahl der Fälle (es gibt wie überall auch hier Ausnahmen), vermeiden Sie es, dem chronischen Nörgler Ihre Beratung und Lösungsversuche anzubieten und drücken Sie lieber Sympathie und Verständnis aus. Wenn tatsächlich mal ein Ratschlag erwünscht ist, bezeugen Sie trotzdem zuerst Sympathie und halten Sie sich möglichst kurz beim Geben des Ratschlags.

Abschließend

Vergessen Sie niemals: Wenn ein Nörgler wieder einmal emotional schlecht gelaunt oder verärgert ist, hängt das nie mit Ihrer Person oder dem, was Sie tun, zusammen, sondern ist einfach der momentanen Einstellung des Anderen zu verdanken. Übernehmen Sie also bitte keine Verantwortung oder steigen Sie in den „Schlechtfühl-Teufelskreis“ ein!

Sehen Sie lieber die positiven Seiten des Nörglers: Er kann auch viele Ideen bringen und vor Hindernisse warnen, die vielleicht anders nicht beachtet worden wären. Bei der Disney-Methode bekommt der Kritiker sogar seinen eigenen Raum dafür.

Weiterführende Links

Episode 01: Was ist Design Thinking
Episode 05: 4×4 Design Thinking (Erfolgsfaktoren Mindset & Umwelt)
Episode 07: Die Disney Methode
Episode 09: 10 Eigenschaften kreativer Menschen

Mach mit!

Was sind deine Gedanken zum Thema dieser Folge?

Schreibe uns an podcast@gerstbach.at!

Weitere Episoden zu diesem Thema