Konzepte für die Schublade?

Heuer findet das BA Camp zum insgesamt vierten Mal statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto: Ihr habt die Macht: Von der Idee zur Umsetzung. Was das für mich bedeutet, erzähle ich in diesem Beitrag. Wie letztes Jahr haben wir auch heuer zur Blogparade aufgerufen und die folgende Frage gestellt:

Wieso werden manche Ideen von Unternehmen sofort aufgenommen und andere verschwinden sang- und klanglos in der Schublade? Und das, obwohl Ihr mit allen Stakeholdern gesprochen, Workshops erfolgreich moderiert, tragfähige Konzepte erarbeitet habt und das Ergebnis sich sehen lassen kann?

Also, hier ist mein Beitrag:Lies weiter

Arbeiten Sie noch oder sind Sie schon produktiv?

Ich habe letztens eine interessante Studie der IZA (Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit) entdeckt, die den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Output untersucht hat. Das Ergebnis: Bei mehr Arbeitsstunden sinkt unsere Arbeitsleistung pro Stunde. Ergo: Die Verkürzung der Arbeitszeit unterstützt tatsächlich unsere Produktivität.

Weniger Arbeitszeit = mehr Output?

Estimates of the Re lation between the Output Produced Each Hour over a Day or Night as Hours since Starting Work Increase
Quelle: http://ftp.iza.org/dp8129.pdf, S.50 (Figure 8)

Bereits seit einiger Zeit rumort das Gerücht in der Wirtschaftswelt, dass weniger Arbeitsstunden die Produktivität und Effizienz der Mitarbeiter erhöht. Denn mit längeren Arbeitszeiten scheint die einzelne Stundenleistung zu fallen. So arbeiten wir zwar lang und länger, doch am Ende des Tages sind viele einfach gefrustet, weil zwar Energie verloren gegangen ist, der Output gefühlt aber eher ernüchternd ist.

Um zu erforschen, ob dieses Gefühl sich in objektiven Zahlen festhalten lässt, hat John Pencavel von der Stanford University einen ungewöhnlichen Datensatz gewählt: Jenen der Forscher des britischen „Health of Munition Workers Committee“ (HMWC), die während des Ersten Weltkrieges gesammelt wurden. Angesichts der kaum nachzukommenden Nachfrage nach Waffen und Munition suchte Großbritannien damals vollkommen verzweifelt nach einem Weg, die Produktivität zu steigern. HMWC stand der damaligen Regierung mit Rat und Tat zur Seite und untersuchte deshalb Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeiter in Munitionsfabriken.

Frage heute und damals: Wie kann die Produktivität maximiert werden?

Viele Untersuchungen, Befragungen und Beobachtungen später hatte die HMWC die Antwort parat: Britische Munitionsarbeiter sollten schlicht und ergreifend kürzer arbeiten, um ihre Produktivität zu steigern.
Anderes Jahrhundert, ähnliche Fragestellung: Diese Riesenmenge an Daten wurden nun neuerlich analysiert und ausgewertet – sie bilden eine hervorragende Grundlage, da die geleisteten Arbeitsstunden relativ einfach zu messen und damit eindeutig und valide (=gültig) waren, ebenso wie der tatsächlich entstandene Output (Stückzahl).

Weekly Output and Weekly Hours
Quelle: http://ftp.iza.org/dp8129.pdf, S. 44 (Figure 1)

Bei der neuerlichen Analyse der Daten fand John Pencavel nun heraus, dass es einen nicht-linearen Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Output gibt: Bleibt die Arbeitszeit unter 49 Wochenstunden, sind die Schwankungen im Output proportional zu den geleisteten Stunden. Arbeiten die Menschen allerdings mehr als 50 Stunden, sinkt die Geschwindigkeit und damit der Output.

Wird nun die Zahl der Wochenstunden von 55 auf 50h verkürzt, sind die Auswirkungen auf die Produktion nur gering. Noch schlimmer sind die Ergebnisse, wenn Sie sich den Verlauf ansehen: Der Output bei 70 Stunden geleisteter Arbeit unterscheidet sich kaum vom Output bei 56 Stunden! Das bedeutet, dass diese zusätzlichen 14 Stunden im Grunde eine reine Verschwendung von Zeit sind.

Das Fehlen eines gesamten Ruhetages (Sonntag) schlägt sich fast noch stärker auf die Stundenleistung nieder. John Pencavel schätzt, dass der Output sogar höher bei einer 48-Stunden-Woche (ohne Arbeit am Sonntag) ist, als wenn Sie sieben Tage arbeiten.

Fazit: Werden Sie produktiver durch weniger verbrachte Zeit am Arbeitsplatz!

Diese Ergebnisse beziehen sich zwar nicht auf Dienstleistungsberufe, sondern wurden bei Arbeitern, die tagtäglich die selbe Arbeit verrichtet haben, erhoben. Allerdings würde ich sofort die Wette eingehen, dass die Ergebnisse im Beratungsberuf noch deutlicher ausfallen würden. Arbeiten, die volle intellektuelle Konzentration brauchen, benötigen viel Energie und das schlägt sich wiederum sofort auf unsere Leistungsfähigkeit und Konzentration nieder.
Deswegen: Wenn Sie das nächste Mal früher aus der Arbeit gehen wollen, zeigen Sie doch Ihrem Chef die Untersuchungsergebnisse 😉

Wie sehen Ihre Erfahrungen dazu aus: Haben Sie das Gefühl der Output Ihrer geleisteten Stunden stimmt mit Ihrer Effizienz überein?

Die Macht der Gewohnheiten

Neulich hatte ich in einem Coaching mit einer erfolgreichen Business Analystin die Frage nach der Änderung von unliebsamen Gewohnheiten Macht der Gewohnheitbesprochen. Diese Frau ist in ihrem Beruf sehr taff und ein großes Vorbild für viele andere BAs. Sie hat aber eine Gewohnheit, die sie sich nicht abgewöhnen konnte und die Thema unseres Coachings war.

Wir alle haben Gewohnheiten, die wir als unangenehm, unliebsam, unerwünscht wahrnehmen: Egal, ob im privaten oder im beruflichen Kontext – wir empfinden diese oft als negativ und störend. Wer schiebt nicht gerne lästige Arbeiten auf, lümmelt stundenweise vor dem Fernseher oder isst wieder viel zu viele Süßigkeiten? Jeder hat wohl seine eigene, persönliche Liste an schlechten Angewohnheiten. Irgendwie ist es wie ein Teufelskreis – fast jeder würde sie gerne ändern, aber keiner ist konsequent genug. Warum eigentlich nicht? Warum hängen wir an alten Gewohnheiten, die uns selber maßlos stören, obwohl wir uns mehrfach selbst mit logischen Argumenten versuchen zu überzeugen diese Dinge zu lassen? Schuld ist einzig und alleine… unser Hirn.Lies weiter

Denkfehler in der Business Analyse

Der Mensch im allgemeinen lässt sich gerne blenden, sei es durch die Werbung, die pausenlos und teilweise unbewusst auf uns niederprasselt, oder durch seinen eigenen Aktionismus in Notsituationen. Nicht anders ist das auch in der Business Analyse. Das Alltagsverhalten weicht nicht wesentlich von den beruflichen Verhaltensweisen ab – Fehler verursachen da wie dort Stress und kosten im schlimmsten Falle nicht nur die gute Laune, sondern auch einen Haufen Geld.

In der Wirtschaft wird mit dem Bild des „homo oeconomicus“ gearbeitet: Ein rational handelnder, gut informierter und auf seinen Vorteil bedachter Mensch, der den Verhaltensökonomen ebenfalls zu Studienzwecken als Sujet dient. Das ist wahrscheinlich deswegen der Fall, weil erstens ein anderes Modell zu komplex wäre und zweitens der Mensch sich selber gerne so sieht. Aber handeln wir tatsächlich alle immer rational?Lies weiter

Mythos Multitasking

Gestern Abend ist es wieder passiert: Ich sitze mit meinem Vater an einem Tisch und bespreche etwas, als das Telefon läutet. Gleichzeitig höre ich ein mir bekanntes und unliebsames Geräusch aus der Küche: Das kochende Wasser hat den Topf verlassen… Während ich also mit dem Telefon in der Schulter eingeklemmt in die Küche laufe, höre ich meinen Vater weiterreden, beim Telefonat weiß ich auch nach 10 sek. noch nicht, wer eigentlich am andere Ende dran ist. Fazit: Mein Vater ist beleidigt, weil ich ihm nicht zuhöre, mein Gesprächspartner hat aufgelegt (und mit unbekannter Nummer angerufen) und die Küche sieht aus wie, naja, eh schon wissen…

MultitaskingEs ist in aller Munde und kaum jemand, der nicht stolz darauf verweist, wie gut er oder sie nicht darin ist: Multitasking. Diese Fähigkeit wird vor allem Frauen nachgesagt, Männer haben den großen Vorteil, dass sie von diesem Mythos nicht betroffen, sondern sogar meistens explizit ausgenommen sind. Wenn ich das Wort „Multitasking“ höre, dann schießt mir folgendes Bild in den Kopf: Eine Frau, die ein Baby im Arm hält, telefoniert, gleichzeitig die Türe mit dem Fuß aufkickt und dem anderen Kind sagt, dass sie sieht, was es gerade macht 😉

Wir befinden uns in einer so schnelllebigen Zeit, dass die Verlockung nahe liegt, alle Dinge auf einmal zu machen, damit wieder mehr Zeit für anderes vorhanden ist. Wie ein Jongleur nehmen wir immer eine Tätigkeit mehr um die anderen auf, während die andere aus der Luft rasant schnell auf uns zuschießt. Anstatt der erhofften Zeitersparnis führt es dazu, dass meistens alle Bälle gleichzeitig am Boden landen.Lies weiter

Von Denksprechern, Sprechdenkern und Schreibdenkern

Von Denksprechern, Sprechdenkern und Schreibdenkern

Gerade im Design Thinking setzen wir auf viele verschiedene Wege, um Probleme zu lösen. Aber im Grunde gibt es meiner Meinung nach neben den visuellen Denkern vor allem zwei Arten von Denkern: Die einen, die während des Sprechens zum Denken beginnen, die sogenannten Sprechdenker, und die anderen, die vorher sehr lange und gründlich grübeln bevor sie etwas sagen, die Denksprecher. Beide Vorgehen haben ihre Berechtigung, keine Frage.

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Während der Sprechdenker erst im Dialog die genialsten Ideen hervorbringt, gelingt das dem stillen Denksprecher eher in der Zurückgezogenheit, bei sich, in Ruhe. Das Denken geschieht dann einfach, der Geist öffnet sich und schwups – der Gedanke ist da.

Ich gehöre wohl eher zu der ersteren Gruppe, meine Gedanken entstehen in der Reflexion und im Dialog mit anderen Menschen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich so gerne spazieren gehe – in der Bewegung kommt alles in Gang, nicht nur der Körper, sondern eben auch der Geist.

Gefährlich kann es allerdings für Sprechdenker dann werden, wenn sie unbedacht drauf losquatschen und sich vorher nicht die Zeit nehmen zu überlegen, was wir eigentlich wie wem sagen.
Ein Beispiel: Neulich habe ich mit einer Freundin einen Spaziergang unternommen und war vollkommen in Gedanken versunken. Wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten, alles schien wie immer zu sein. Doch plötzlich, mitten im Satz, blieb sie stehen und starrte mich an. Ups. Mir Schoß es heiß durch den Kopf: Irgendetwas muss ich wohl gesagt haben, dass ihren Nerv getroffen hat… Was konnte das nur sein? Schon leicht in Panik versetzt ließ ich das gesamte Gespräch in Ultrakurzzeit revue passieren – stopp: Da war es! Nochmals zurückgespult und dann in Zeitlupe: Ich hatte mich gerade über eine Sache lustig gemacht, die sie mir neulich anvertraut hat und ich hatte vergessen, wer mir das erzählt hat. Doppelups. Wie peinlich. Wie blöd. Wie verletztend. Wie ungeschickt. Wie komm ich da nur wieder halbwegs heil heraus?

Normalerweise zähle ich mich zu den Menschen, die sehr emphatisch auf ihr Umfeld reagieren. Das ist meiner Meinung nach auch eine wichtige Eigenschaft, die ein guter Berater mitbringen muss: Er sollte sein Gegenüber gut einschätzen können, die richtigen Fragen zur rechten Zeit stellen, wissen, wann es wichtig ist zu schweigen und wann wieder ein Input nötig ist, niemals voreingenommen in ein Gespräch gehen und ein Meister im Lesen der Körpersprache sein.
Das ist notwendig, um gemeinsam Lösungen zu finden, die angenommen werden können, das System als Ganzes zu verstehen und so wirklich Nutzen zu bringen.

Sei deswegen auch in einem Gespräch immer gut vorbereitet. Du musst wissen, wen Du was genau sagen möchtest: Worum geht es in dem Gespräch? Was ist der Grund für das Treffen? Was soll dabei erreicht werden? Soll eine Entscheidung getroffen werden oder geht es nur darum, dass Infos eingeholt werden sollen? Wer ist aller involviert, wer gehört eingeladen oder hinzugefügt?
Nur wenn Du Dir im Vorfeld darüber schon Gedanken gemacht hast, wirst Du die nützlichsten Infos liefern bzw. bekommen.

Die Gefahr beim Sprechdenken liegt nun allerdings darin: Wenn wir einfach so drauf losreden wie uns der Schnabel gewachsen ist, kann der Empfänger schnell dicht machen. Entweder prasseln dann plötzlich zu viele unnötige Informationen auf unser Gegenüber ein, sodass er auf als eine Art Schutzschild auf Durchzug schaltet, um seine Gehirnkapazität nicht unnötig zu belasten. Oder die Nachricht kommt nicht an, weil der Zusammenhang zu dem Thema fehlt und sich Dein Gegenüber fragt, warum Du seine kostbare Zeit so verschwendest.
Oder wir manövrieren uns, wie ich im obigen Beispiel, in eine unangenehme Situation hinein und alles straucheln und versuchen, da wieder heil herauszukommen, macht die Sache nur noch schlimmer.
All diese Situationen können die folgenden Gespräche erschweren. Der Gesprächspartner antwortet dann immer in größeren Zeitabständen auf unsere Fragen, die ganze Körperhaltung verrät seine Unsicherheit und sein Unwohl, Themen werden schnell gewechselt und Verunsicherung auf beiden Seiten zerstört das ganze Gespräch, so konstruktiv es vielleicht begonnen hat.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass ich einen anderen Weg einschlage: Ich versuche mich als Schreibdenker. Dazu schreibe ich zunächst mal all meine Gedanken nieder und gehe dann erst in die Gespräche. So bin ich gut vorbereitet, kann mir die wesentlichen Punkte nochmals ansehen, aber ich bin nicht belastet, weil mein Kopf frei ist von allem möglichen, das mich bis dahin beschäftigt hat. Und ich kann mich so wieder voll und ganz auf das Gespräch und mein Gegenüber konzentrieren (und so dem einen oder anderem Fettnäpfchen vielleicht ausweichen).

Zu welcher Gruppe gehörst Du? Welche Erfahrungen hast Du mit anderen Sprechdenkern oder Denksprechern gemacht?
Ich freue mich von Euch zu hören!