Case Study: Verloren im Labyrinth

Die Ausgangssituation:

Wir wurden von der Geschäftsführung eines mittelgroßem Einzelhandelsunternehmen beauftragt einen Design-Thinking-Workshop durchzuführen. Das Problem war ein stetiger Rückgang der Kundenfrequenz und vor allem der Umsätze in seinen Filialen. Zunächst wurde das Marketing intensiviert und teure Social-Media-Kampagnen gestartet, der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus.

Unser Vorgehen:
Wenn Sie uns schon längere Zeit folgen, wissen Sie bestimmt, dass ohne Befragung und Beobachtung bei uns nichts geht. Die Ausrede Nr. 1 „Wir kennen unseren Kunden in- und auswendig“ lassen wir nie gelten. Wir sind davon überzeugt, dass wir ohne direkt mit den Kunden zu sprechen, keine tiefergehenden Einsichten gewinnen können. Deswegen war es das erste Ziel, die wahren Bedürfnisse und Probleme der Kunden zu verstehen – etwas, das über die herkömmlichen Umfragen hinausgeht.

Dazu befragten wir in unterschiedlichen Filialen verschiedene Kunden. Eines der ersten Gespräche brachte bereits eine überraschende Erkenntnis ans Licht. Eine treue Kundin, Frau Müller, erklärte: „Ich liebe eure Produkte, aber das Einkaufen hier fühlt sich oft an wie ein Labyrinth. Es ist schwierig, die richtigen Abteilungen zu finden, und die Schilder sind verwirrend. Manchmal gebe ich auf und gehe einfach wieder.“ Frau Müller fügte hinzu: „Einmal wollte ich nur schnell ein Geburtstagsgeschenk für meine Nichte kaufen. Nach zwanzig Minuten des Suchens und Fragens habe ich es aufgegeben und bin ohne etwas zu kaufen gegangen. Das hat mich sehr frustriert, weil ich weiß, dass ihr tolle Sachen habt, aber die Zeit und der Stress waren es nicht wert.“

Eine andere Kundin erzählte uns, dass sie und ihre Freundinnen oft Filialen von Mitbewerbern bevorzugen, weil diese „gemütliche Sitzecken“ haben, in denen sie sich bei einem Kaffee entspannen können. Das machte uns auf eine zusätzliche Möglichkeit aufmerksam, das Einkaufserlebnis nicht nur funktionaler, sondern auch angenehmer zu gestalten.

Nach nur wenigen Gesprächen wurde das Problem für alle sichtbar: Die Ladengestaltung und Wegweiser innerhalb der Filialen waren das eigentliche Problem. Kunden fühlten sich oft verloren und frustriert, was dazu führte, dass sie weniger Zeit im Laden verbrachten und somit auch weniger kauften.

Die Lösung:
Wir arbeiteten gemeinsam an einem neuen Layout für die Filialen, verbesserten die Beschilderung und führten ein Farbleitsystem ein, das die Orientierung erleichterte. Zusätzlich schulten wir das Personal darin, proaktiv auf Kunden zuzugehen und Hilfe anzubieten. Als zusätzlichen Bonus richteten wir gemütliche Sitzecken mit Kaffeemaschinen ein, um das Einkaufserlebnis zu verbessern.

Die Änderungen wurden innerhalb weniger Wochen umgesetzt, und die Ergebnisse waren sofort spürbar. Die Kunden blieben länger im Laden, gaben mehr aus und die Kundenzufriedenheit stieg deutlich an.

Fazit:
Solche direkten Gespräche mit den Kunden zu führen, kostet oft Überwindung. Wir übernehmen das für unsere Klienten, um die wahren Bedürfnisse ihrer Kunden ans Licht zu bringen. Ohne empathisches Zuhören und Nachfragen bleiben unserer Erfahrung nach oft die eigentlichen Ursachen des Problems unentdeckt und es wäre weiterhin viel Geld in teure Marketing-Maßnahmen geflossen.

DT513: Case Study „airbnb“

Design-Thinking-Anwender im Fokus

Design Thinking bedeutet auch auf Erfahrungen von anderen Menschen und Unternehmen aufzubauen. Wir können viel von Erfahrungen, die andere gemacht haben, lernen. Deswegen starten wir eine Serie, in der wir bekannte – und weniger bekannte – Anwendende von Design Thinking beleuchten und aus diesen Praxisberichten lernen.

Wir starten die Serie mit einem sehr bekannten Beispiel aus dem Silicon Valley, „Airbnb“, der Vermietungsplattform für Unterkünfte.

Die Gründer

  • Joe Gebbia: Grafikdesigner und Industriedesigner.
  • Brian Chesky: ebenfalls Industriedesigner, hat Joe während des Studiums kennengelernt.
  • Nathan Blecharczyk: Programmierer

Die drei haben aus der Notwendigkeit heraus, Miete zu zahlen, Airbnb gegründet. Was mit drei Luftmatratzen und einem Stadtführer begann, gilt jetzt als ein globales Phänomen der Gastfreundschaft. Heute hat Airbnb fast 5 Millionen Inserate in mehr als 191 Ländern.

Die Geschichte

2007 gegründet, war Airbnb 2009 drauf und dran Pleite zu gehen. Das Unternehmen hatte defakto keinen Umsatz, sondern nur hohe Verluste. Auf der Suche nach einer Lösung haben sich die Gründer die Suchergebnisse der Anzeigen angesehen und dabei bemerkt, dass es ein großes Problem gibt: Die Fotos waren extrem schlecht, meistens mit Smartphone-Kameras gemacht. Kein Wunder, dass niemand gebucht hat!

Idee und erster Prototyp

Daraufhin haben sich die drei eine Kamera gemietet, einen Flug nach New York gebucht und die Anzeigen entsprechend selbst verbessert. In der Folgewoche hat sich der Umsatz bereits verdoppelt.

Wie heute gearbeitet wird

  • Design Thinking ist ein Teil der Unternehmenskultur. Airbnb ist zwar an sich sehr Datengetrieben, aber oft wird mit einer kreative Hypothese gestartet, eine Lösung kurzfristig umgesetzt und dann einfach beoachtet, was passiert. Durch Iterative Wiederholung wird schnell gelernt und verbessert.
  • Die Sessions werden von einer Person aus dem Führungsteam akribisch im Voraus geplant. Dazu werden viele Recherchen durchgeführt und verschiedene Refraimings und HMW-Fragen vorbereitet.
  • Im Onboarding-Prozess werden neue Mitarbeitende ermutigt, bereits am ersten Tag ein neues Feature umzusetzen. Ein Beispiel ist die Umwandlung des „Sterns“, um eine Location zu markieren, in ein „Herz“. Allein dadurch wurde die Interaktion um 30% erhöht.
  • Im Headquarter stehen lebensgroßen Nachbildungen der schönsten Gastgeberräume aus aller Welt. Auf den ersten Blick dienen sie vielleicht nur als Besprechungsräume, auf den zweiten Blick wird jedoch klar, dass jeder Raum dabei hilft, Empathie für die Nutzer zu gewinnen.

Raus zum Kunden & Remote-Regelung

Weltweit leben und arbeiten

  • You can work from home or the office
  • You can move anywhere in the country you work in and your compensation won’t change
  • You have the flexibility to travel and work around the world (bis zu 90 Tage)
  • We’ll meet up regularly for team gatherings, off-sites, and social events (z.B. 1x pro Quartal für 1 ganze Woche)
  • We’ll continue to work in a highly coordinated way (Unternehmensweiter Kalender, 2 große Releases pro Jahr, Pacific Standard Time)

Quelle: https://news.airbnb.com/airbnbs-design-to-live-and-work-anywhere/

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