Neulich beobachtete ich meinen Mann dabei, wie er mit ChatGPT interagierte. Was mich verblüffte: Er begann jede Anfrage mit „Bitte“ und endete mit „Danke“. Als ich ihn darauf ansprach, zuckte er mit den Schultern und meinte: „Höflichkeit kostet nichts.“
Diese kleine Beobachtung ließ mich nicht mehr los. Denn sie offenbart etwas Faszinierendes über uns Menschen und unseren Umgang mit Technologie.
Die Macht der Gewohnheit
Klar, KI-Systeme brauchen keine Höflichkeitsfloskeln. Sie haben keine Gefühle, die wir verletzen könnten. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um uns und unsere Gewohnheiten. Wenn wir aufhören, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen – auch zu Maschinen – schaffen wir damit möglicherweise problematische Verhaltensmuster. Es ist wie mit dem Fluchen: Wer es sich beim Autofahren angewöhnt, trägt es irgendwann ins Büro.
Der größere Kontext
Unsere Interaktionen mit KI sind nicht isoliert. Sie sind Teil eines größeren Verhaltensmusters, das sich auf alle unsere Beziehungen auswirkt. Wenn wir uns angewöhnen, Befehle ohne Höflichkeit zu bellen, wie lange dauert es dann, bis wir das auch bei Menschen tun?
Interessanterweise hat Höflichkeit gegenüber KI auch praktische Vorteile:
- Sie zwingt uns, unsere Anfragen bewusster zu formulieren
- Sie schafft kleine Denkpausen vor dem Absenden
- Sie hilft uns, professionelle Kommunikationsstandards aufrechtzuerhalten
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen sehr kompetenten menschlichen Assistenten. Würden Sie ihm Befehle zuwerfen wie „Beantworte mir diese E-Mail“ oder „Mach das nochmal“? Vermutlich nicht. Warum sollten wir also bei KI-Systemen darauf verzichten?
Vielleicht geht es am Ende gar nicht um die KI. Vielleicht geht es darum, wer wir sein wollen – als Individuen und als Gesellschaft. Höflichkeit ist keine Schwäche. Sie ist eine Stärke, die uns menschlich macht und hält.
Also ja, sagen Sie „Bitte“ und „Danke“ zu Ihrer KI. Nicht weil sie es braucht, sondern weil Sie es brauchen. Weil es Sie daran erinnert, dass Höflichkeit keine Frage des Gegenübers ist, sondern eine Frage des Charakters.
Und wenn Sie jetzt denken „Das ist doch übertrieben“ – probieren Sie es einfach mal aus. Einen Tag lang. Sie werden überrascht sein, wie es sich anfühlt.
KI im Customer-Experience Design
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