„Wer fragt, führt“ – dieser Satz stammt nicht aus einem Führungsratgeber, sondern aus der Verhörpsychologie. Und doch enthält er eine Wahrheit, die im Business längst wiederentdeckt wurden: Wirklich gute Fragen eröffnen Räume, in denen Menschen sich zeigen können. Und dort, wo Menschen sich zeigen, entsteht Verbindung – zu Kunden, zu Mitarbeitenden und zu neuen Ideen.
Als Führungskraft sind Sie täglich mit Entscheidungen konfrontiert, die auf unsicherem Boden stehen. Märkte verändern sich schneller, als Dashboards aktualisiert werden können. Was heute noch als „Best Practice“ galt, ist morgen schon ein Risiko. In dieser Welt hilft Ihnen kein weiteres Framework. Aber gute Fragen helfen immer.
Denn Fragen sind keine simplen Werkzeuge zur Informationsgewinnung. Sie sind Einladungen zum Perspektivwechsel. Sie sind das, was Design Thinker in Interviews einsetzen, um Bedürfnisse aufzudecken, die Menschen selbst noch nicht benennen können. Und sie sind das, was moderne Führung braucht, wenn Menschen nicht nur funktionieren, sondern mitdenken sollen.
Warum Fragen mehr können als jede Präsentation
Wir leben in einer Zeit, in der jeder ein Dashboard vor sich hat. Daten sind verfügbar, Metriken auswertbar. Und trotzdem bleiben viele Entscheidungen diffus.
Warum? Weil Zahlen selten erklären, warum Menschen so handeln, wie sie es tun. Ob in der Kundenforschung oder im Teammeeting: Die wirklich spannenden Erkenntnisse entstehen nicht durch „Was-würden-Sie-ändern“-Fragen, sondern in den Momenten, in denen Menschen anfangen, zu erzählen.
In Interviews, die neugierig und offen geführt werden, zeigen sich oft Dinge, die vorher niemand auf dem Schirm hatte. Und genau das brauchen wir heute:
Einsichten statt Annahmen.
Drei kleine Regeln, die aus Gesprächen echte Erkenntnisse machen
- Fragen Sie, um zu verstehen – nicht, um zu bestätigen. Viele Gespräche drehen sich um das, was wir ohnehin schon vermuten. Gute Gespräche beginnen dort, wo Sie Ihre eigene These bewusst zurückstellen – und neugierig bleiben, was wirklich kommt.
- Bleiben Sie länger bei der Welt des Gegenübers: Menschen brauchen etwas Zeit, um auf den Punkt zu kommen. Wer nicht gleich weiterfragt oder interpretiert, erfährt oft mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist.
- Denken Sie in Momenten statt in Meinungen: Fragen wie „Was war da los?“ oder „Erinnern Sie sich an den Moment, als…?“ bringen konkrete Erlebnisse zutage – und zeigen, was Menschen wirklich bewegt. Denn Meinungen sind oft schnell dahingesagt – Erlebnisse zeigen, was wirklich zählt.
Was Führung und Nutzerforschung verbindet
Viele Teilnehmende sagen nach ihren ersten Nutzerinterviews überrascht: „Das war ja fast wie ein Coaching-Gespräch“‘ Und genau das ist der Punkt Denn wenn man Menschen nicht in eine Richtung drängt, sondern mit offenen Fragen begleitet, entsteht Verbindung. Und aus dieser Verbindung wird Klarheit.
Ob Sie mit Kund:innen sprechen oder mit Mitarbeitenden – der Schlüssel ist derselbe: Echtes Interesse. Kein Fragebogen, kein durchgetaktetes Interview. Sondern ein Raum, in dem sich jemand traut, ehrlich zu sein.
Ein Beispiel: Drei Gespräche, die mehr verändert haben als ein ganzes Projekt
Ein Kunde von uns wollte wissen, warum junge Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Statt eine externe Studie zu beauftragen, hat er sich drei Gespräche selbst organisiert. Keine Agenda, nur eine Eröffnungsfrage: „Erzählen Sie mir bitte von dem Moment, an dem Sie zum ersten Mal dachten: Vielleicht ist das hier nicht der richtige Ort für mich.“ Was er erfahren hat, war nicht einfach zu verdauen – aber unglaublich wertvoll. Und vor allem: Es hat ihn berührt.
Er hat danach Entscheidungen getroffen, die auf echter Verbindung basieren. Nicht auf Annahmen.
Drei Fragen für Ihren nächsten Gesprächsanlass
Sie müssen nicht gleich Design Thinking studieren, um gute Interviews zu führen. Probieren Sie es einfach aus – mit diesen Fragen zum Beispiel:
- „Erzählen Sie mir von einer Situation, in der Sie sich richtig geärgert haben – was war da los?“
- „Wenn Sie eine Sache verändern könnten, ohne jemandem etwas erklären zu müssen – was wäre das?“
- „Gab es in letzter Zeit einen Moment, in dem Sie sich richtig gefreut haben bei der Arbeit – was hat das möglich gemacht?“
Alle drei Fragen laden zum Erzählen ein. Und genau das brauchen wir, um Dinge zu verstehen, bevor wir sie verändern.
Fragen sind keine Werkzeuge – sie sind Brücken
In komplexen Zeiten bringt uns eine gute Frage oft weiter als zehn Antworten. Denn wer klug fragt, schafft Vertrauen. Und wer zuhört, sieht mehr. Wenn Sie also das nächste Mal nicht weiterwissen: Stellen Sie eine Frage, bei der Sie selbst nicht wissen, was kommt. Die Antwort könnte eine neue Tür öffnen.
Wie Sie gute Fragen stellen können, lernen Sie in unserem Training und in unserem Whitepaper „Mit guten Fragen zum Erfolg“.



