Neulich hatte ich in einem Coaching mit einer erfolgreichen Business Analystin die Frage nach der Änderung von unliebsamen Gewohnheiten
besprochen. Diese Frau ist in ihrem Beruf sehr taff und ein großes Vorbild für viele andere BAs. Sie hat aber eine Gewohnheit, die sie sich nicht abgewöhnen konnte und die Thema unseres Coachings war.
Wir alle haben Gewohnheiten, die wir als unangenehm, unliebsam, unerwünscht wahrnehmen: Egal, ob im privaten oder im beruflichen Kontext – wir empfinden diese oft als negativ und störend. Wer schiebt nicht gerne lästige Arbeiten auf, lümmelt stundenweise vor dem Fernseher oder isst wieder viel zu viele Süßigkeiten? Jeder hat wohl seine eigene, persönliche Liste an schlechten Angewohnheiten. Irgendwie ist es wie ein Teufelskreis – fast jeder würde sie gerne ändern, aber keiner ist konsequent genug. Warum eigentlich nicht? Warum hängen wir an alten Gewohnheiten, die uns selber maßlos stören, obwohl wir uns mehrfach selbst mit logischen Argumenten versuchen zu überzeugen diese Dinge zu lassen? Schuld ist einzig und alleine… unser Hirn.
Will man Studien Glauben schenken, so bestehen fast die Hälfte unserer täglichen Handgriffe aus Routine und Gewohnheiten. Wir treffen nicht bewusst Entscheidungen über unsere Handlungen, sondern unser Gehirn sucht den kürzesten und einfachsten Weg. Ist dieser Weg nicht nur einfach, sondern lässt er uns auch noch wohlfühlen, schaltet das Gehirn sofort in den Merkmodus um. Es versucht aus diesem einmaligen Verhalten eine Gewohnheit zu entwickeln, damit wir nicht ständig neue Alternativen suchen müssen.
Einerseits ist diese Eigenschaft natürlich sehr unpraktisch, wenn wir uns eine schlechte Gewohnheit abgewöhnen wollen, andererseits erspart uns das viel Energie: Wir müssen beim Autofahren nicht nachdenken, wann wir in den nächsten Gang schalten sollten. Wir brauchen uns für gewöhnlich auch keine Sorgen machen, wo wir unsere Zahnbürste am nächsten Morgen finden werden.
Um Gewohnheiten aber ändern zu können, hilft es, sie zu verstehen.
Auslöser, Routine und Belohnung
Zunächst gibt es einen Auslösereiz: Wir wollen etwas Bestimmtes machen z.B. von Punkt A nach Punkt B kommen oder wir wollen die Zähne putzen. Sofort schalten wir in den Routinemodus um: Anstarten des Motors, Griff zur Zahnpastatube und Zahnbürste etc.
Danach folgt prompt die Belohnung: Wir erreichen unser Ziel, wir haben ein neues Frischegefühl im Mund etc.
Und genau hier liegt der Knackpunkt versteckt: Die Belohnung! Um Gewohnheiten zu ändern, müssen wir also erst einmal verstehen, was wir damit eigentlich erreichen wollen.
Die zu erwartende Belohnung ist allerdings ein mächtiger Gegenspieler: Sie überschüttet uns mit Endorphinen, Serotonin, Dopaminen und Noradrelin, um uns ein herrliches Glücksgefühl zu bescheren. Die hauseigene Drogenapotheke quasi, dagegen nützen die besten, rationalen Argumente leider nichts.
Die Suche nach der Belohnung scheint oft stärker zu sein als die Vernunft. Vor allem, da unser Gehirn den Sparmodus bevorzugt und nicht dauernd neue Wege beschreiten will.
Wie ändern wir nun unser Verhalten?
Zunächst werden alle Auslösereize in verschiedene Kategorien unterteilt:
- Standort: Wo wir uns aufhalten, kann einen Auslösereiz bewirken (Bsp. Badezimmer – Griff zur Zahnbürste oder Hotel betreten – Frage nach Wlan)
- Uhrzeit: Gehörst Du auch zu denen, die erst Hunger haben, wenn sie auf die Uhr schauen und sehen, dass bereits Mittag ist? 😉
- emotionaler Zustand: Langeweile, Stress oder Frust sind oft starke Auslöser für gewisse Handlungen wie Frustfressen, falsche Kaufentscheidungen etc.
- andere Menschen: Je nachdem, mit wem wir uns gerade umgeben, verhalten wir uns auch so. Bestes Beispiel: Junge Eltern mit Baby – automatisch wird in der Babysprache herumgekrabbelt.
- unmittelbar vorangehende Handlung: Manche Handlungen führen zu Folgehandlungen. So haben sich beispielsweise manche angewöhnt, bei jedem Kinobesuch Popcorns zu essen oder, wenn sie mit den Hund rausgehen, gleichzeitig zu telefonieren.
Wie verändert man nun solche unguten Gewohnheiten?
Zu wissen und zu verstehen, wodurch das eigene Verhalten ausgelöst wird und welche Behandlung einen danach erwartet, erleichtert den Strategiewechsel enorm. Ohne dieses Wissen ist es fast schon logisch, dass wir mehr dem Pavlowschen Hund gleichen als einem vernünftig denkenden Menschen.
Nimm also ein Verhalten her, das Dich stört und das Du gerne ändern möchtest. Gehe dazu die einzelnen Fragen durch:
- Wann genau machst Du das?
- Wo machst Du das bzw. wo würdest Du es niemals machen?
- Wie ist das Gefühl vor der Handlung?
- Hängt die Handlung mit bestimmten Menschen zusammen?
- Was hast Du davor getan?
Nachdem Du die einzelnen Punkte durchgegangen bist, hast Du hoffentlich entdeckt, welchen Zweck die ungeliebte Gewohnheit verfolgt und wie Du diesen Zweck anders erfüllen kannst.
Die Veränderung von bestimmten Gewohnheiten ist wahrlich ein schweres Unterfangen, das vor allem Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit erfordert. Wir sind darauf konditioniert, nach dem schnellsten und einfachsten Weg, um dadurch die beste Belohnung einfahren zu können. Aber: Wo ein Wille ist, dort ist bekanntlich auch ein Weg…
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung! Wenn Du noch andere Tipps weißt, dann her damit!
